Von Großmüttern und anderen Katastrophen

Von Großmüttern und anderen Katastrophen

15Katherine Millar ist siebzehn Jahre alt und todunglücklich. Schuld daran ist nicht nur ihre Großmutter Polly, bei der sie lebt und die ihr das Leben schwer macht. Katherine hat gleich mehrere Probleme: Sie ist dick, sie ist einsam - und sie will nur eines: weg aus dem englischen Nest Bank Top, weg von Polly, weg von ihrem alten Leben. Als Katherine zu ihrem 18. Geburtstag ein mysteriöses Paket erhält, gerät ihr Leben tatsächlich in Bewegung. Denn endlich kommt sie ein paar Familiengeheimnissen auf die Spur ...09Um Punkt neun Uhr stand Dogman bei uns auf der Matte, den Wolfshund im Schlepptau.»Du wirst mir ewig dankbar sein«, sagte er. »Ich hab euch eine Fugendüse mitgebracht.«»Lass ihn rein!«, brüllte Poll aus der Küche.Er schob sich in seinem speckigen Gummimantel an mir vorbei, und ich presste mich mit dem Rücken an die Wand, damit er mich nicht anstieß. Der Hund schnüffelte mir im Schritt herum und trottete dann weiter.»Hier«, sagte Dogman, wühlte in einer seiner Plastiktüten und zog die Fugendüse hervor, damit ich sie bewundern konnte. Es stimmte, ich hatte schon seit ungefähr einem halben Jahr eine neue gewollt. Unsere war verschwunden; wahrscheinlich hatte Poll sie versehentlich weggeworfen, bei uns geht eine Menge Zeug auf diese Weise verloren.Poll kam hereinmarschiert und riss Dogman das Ding aus der Hand. Sie tastete es gründlich ab, dann trug sie es zur Stehlampe, um es bei Licht betrachten zu können. »Hast du ein Glück, Katherine Millar! Sie ist ständig am Maulen wegen de09r Hundehaare. Winston haart den ganzen Sommer und den ganzen Winter, ein Wunder eigentlich, dass er keine Glatze hat. Sag schön danke. Wo hast du das denn her, Dickie? Flohmarkt?«Dogman grinste. »Gefunden.«Wohl eher mitgehen lassen.Poll reichte mir die Düse, und ich warf einen Blick auf den Herstellernamen. »Aber das ist doch die falsche Marke«, sagte ich. »Das gehört an einen Dyson, wir haben aber einen Lervia. Das passt nicht.«»Hör doch auf«, sagte Dogman. »Mit bisschen Klebeband hält das schon.«Ich hätte ihm das Ding ins Maul stopfen können, wie bei Tom und Jerry.»Du meinst im Ernst, ich soll jedes Mal mit Klebeband rumfrickeln, wenn ich das Ding benutzen will? Jedes Mal, wenn ich es dran- oder abmachen will? Ich bin doch nicht bescheuert.« Ich ließ die Düse aufs Sofa fallen. Wenn Poll es haben wollte, konnte sie selbst staubsaugen.Poll schnalzte mit der Zunge, und Dogman schüttelte bekümmert den Kopf.»Die jungen Leute heutzutage«, sagte Poll, »die wollen das Leben in G09eschenkpapiereingepackt, ehrlich. Ignorier sie einfach, Dickie. Die ist die ganze Zeit am Rebellieren. Ich glaub, das sind die Hormone. Wenigstens hoffe ich, dass es nur das ist.« Sie legte bedeutungsschwanger die Stirn in Falten.Leck mich doch, hätte ich beinahe gesagt.»Eines Tages bin ich tot«, sagt Poll immer, »und dann tut's dir Leid.«Tut es nicht. Ich feiere ein Freudenfest. Ich binde Winston ein rotes Satinband um den Hals, tanze splitternackt durch den Mesnes Park und gebe eine Anzeige im Wigan Observer auf:Sie hat von früh bis spät gequasseltMit spitzer Zunge und ohne Pardon,Jetzt hat es der Herrgott ihr vermasselt,Und ich lebe endlich nach meiner Fasson.In Erinnerung an Pollyanna Millar,Schreckschraube und HundequälerinAn diesem Abend schrieb ich, nachdem Poll sich den Weg vom Bad über den Flur ertastet hatte, in mein Tagebuch:Vorsätze für das neue Lebensjahr1. Aufhören zu essen (bis Valentinstag 10 kg abnehmen)2. In der Schule allen sagen, dass sie mich09 Kata nennen sollen statt Katherine, klingt cooler3. Versuchen, mich mit Donna French anzufreunden X X X hechel, hechel4. Entscheiden, was ich mit meinem Leben anfangen willDann legte ich mich aufs Bett, unter Dads alte Blondie-Poster, und versuchte, die schlechten Gedanken zu vertreiben, die um diese Zeit immer auftauchen, indem ich im Kopf die Aufsätze für meine A-Levels entwarf. Schließlich machte ich das Licht aus und warf Dad einen Kuss zu, wie immer. Das ist vielleicht verrückt, aber es hilft.In meinem Zimmer wohnen außer mir noch zwei Tote.
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